Lyriklesungen, inspiriert und klassisch. Loriot darf da nicht fehlen!
© Raffaela / Pixelio
Tisch und Stuhl, eine Lampe, ein Glas Wasser. Das sind die ersten Assoziationen beim Wort Lesung. Die Einsamkeit des Dichters ist hinter dem Tisch zu spüren, oft auch die Einsamkeit in Form leerer Stuhlreihen davor, zumindest wenn Lyrik angesagt ist. Doch Lesungen sind im Aufwind. Das gesprochene Wort hat in den letzten Jahren mehr Gewicht bekommen. Der immer noch anhaltende Trend der Hörbücher zeigt es.
Der Klang der Stimme, ebenso der unmittelbare Kontakt zwischen Lesendem und Publikum setzen eine andere Wahrnehmung frei. Ein Gedicht zu hören und – das zeigt auch ein Experiment in meinen Lyrikkursen – beispielsweise darauf ein Antwortgedicht zu schreiben, lässt dieses viel emotionaler ausfallen, als wenn der Ausgangstext in einem Buch gelesen wird. Das Hören zieht uns in das Geschehen, während wir über das Sehen eher Distanz aufbauen. Ein spannendes Kapitel der Philosophie ließe sich hier anschließen, in dem deutlich wird, wie sehr wir auf das Auge und seinen Blick ausgerichtet sind und dadurch unsere Weltsicht oder Weltanschauung ordnen.
Lesungen auf ein spezifisches Publikum ausrichten und im Detail planen
Zurück zur Lesung. Autorinnen und Autoren sind oft froh, überhaupt lesen zu dürfen, und verlieren darüber teils ihr Publikum aus dem Blick. Sich der Leserschaft bewusst zu werden, auch hier Zielgruppen wie bei beruflichen Erfolgsstrategien ausfindig zu machen und den Auftritt entsprechend auszurichten, ist ein wichtiger Faktor für die gelungene Veranstaltung. Neben der Frage, wen will ich ansprechen, ist genauso das Wie zu klären.
Stimmen die klassischen Rahmenbedingungen – siehe oben – oder bietet sich eher eine Performance an. Gar ein Event? Lesungen zu organisieren und zu gestalten, ist in der Vielfalt ein weites Feld. Wer hier Anregungen braucht, kann im Sammelband Auf kurze Distanz. Die Autorenlesung: O-Töne, Geschichten, Ideen fündig werden, den Thomas Böhm, Programmleiter im Literaturhaus Köln, herausgegeben hat. Dichter, Rezitatoren und Literaturveranstalter reflektieren in den diversen Beiträgen das Thema.
Die klassische Lesung: Loriot alias Lothar Frohwein im Musenhain
Damit sich die Lektüre gleich mit Anschaulichkeit verbindet, sind Sie zum Schluss zu einer ganz besonderen Dichterlesung eingeladen: „Krawehl, Krawehl! / Taubtrüber Ginst am Musenhain / Trübtauber Hain am Musenginst!“ Kein Wunder, dass es mit solchen Versen bei Dichter und Zuhörer zum Schluckauf kommt.
Ob sich eine Lesung dieser Art für Ihren Auftritt bewährt? Man muss wohl mit Loriot im Bunde sein, um mit einer solch „klassischen Lesung“ Erfolg zu haben und lyrische Erhabenheit so vergnüglich zu inszenieren. Viel Spaß beim Zuschauen!
- Lesungen in anderem Zuschnitt und die Wirkung gesprochen Wortes können Sie hier verfolgen:
Spoken Word & Poetry Slam – reloaded
Richard Burton liest John Donne | „The Good Morrow“