Monika Kafka und noch ein Doppelsieg beim Monatsgedicht im März

Kategorien: Projekt Monatsgedichte — Tags: — Michaela Didyk

Monika Kafka und das Monatsgedicht im März: Bild von Viktor Vasnetsov "Der fliegende Teppich"

Viktor Vasnetsov „Der fliegende Teppich“ (1880)

Monika Kafka hat zum zweiten Mal in der Monatsgedicht-Serie 2013/2014 einen Juror überzeugt: Andreas Noga, langjähriger Lyrikredakteur der von Sandra Uschtrin herausgegebenen „Federwelt“, entschied sich für „Kreidespuren in der Dunkelheit“. Somit gibt es auch für das Monatsgedicht im März einen Doppelsieg. Monika Kafka erhält erneut den „Lorbeer“:

Kreidespuren in der Dunkelheit
.
.
Großmutter löscht den Tag
aus der Petroleumlampe
steigt Aladin, kein Wunder

ich weiß, neben dem Gassentor
erwachen die Lupinen, leuchten
Däumelinchen im Schlaf

Der Ofen verschluckt sein eigenes
Feuer, wenn die Schneekönigin
das Zimmer durchbraust, kein Wunder

Großmutters Worte:
Kreidespuren in der Dunkelheit
.
.

© Monika Kafka

Andreas Noga, selbst Lyriker und Prosaautor sowie über mehrere Jahre Beisitzer im VS-Landesvorstand Rheinland-Pfalz, fasst sein Urteil knapp und präzis:

Rückblickend

In dem Gedicht „Kreidespuren in der Dunkelheit“ liegt kein Teppich. Es fliegt auch keiner. Die Zeilen selbst sind das Flugmittel. Es befördert Erinnerungen. Märchen klingen an: Däumelinchen, dem die Lupinen am Gassentor im Schlaf leuchten. Die Schneekönigin, die so eisig durch das Zimmer fegt, dass das Feuer im Ofen erstirbt. Der fliegende Teppich ist eine Ahnung, die mit Aladin aus der Petroleumlampe steigt. Großmutter schließt den Tag mit Geschichten, und sie versinkt mit ihnen im Rauschen der Zeit. Großmutter selbst ist eine Geschichte. Erinnerungen sind Kreidespuren in der Dunkelheit.

Liebe Monika, nach unserem Telefonat gestern nun auch hier im Blog: Herzlichen Glückwunsch!
Da es zur Vita der Autorin nur einen Link zum ersten Siegertext braucht, habe ich Monika Kafka gefragt, was ihr am Schreiben wichtig sei:

„Ich möchte nicht zu verkopft schreiben. Was ich ausdrücke, soll nachvollziehbar sein. Es sollen keine großen Weltanschauungs-Gedichte sein.“

Mit diesem Begriff fiel auch der Name Eva Strittmatters in den ersten spontanen Antworten. Eine Zeile der Dichterin war schon abgewandelt ins Monatsgedicht für Januar eingeflossen. Sie habe sich, so Monika Kafka, die für sie so wichtige Stelle Strittmatters auch im Arbeitsbuch notiert. Und dieser Leitfaden, so meine ich, ist in den Texten der Monatsgedicht-Siegerin deutlich zu spüren:

Abgetrennt vom Subjekt des Dichters gibt es für mich keine Poesie. Große Weltanschauungs-Gedichte lassen mich kalt. Es muß sich eine starke Subjektivität mitteilen; ich muß Leben fühlen und einen Menschen sehen. (Eva Strittmatter: „Poesie und andere Nebendinge“. Aufbau Verlag/ Berlin)