13. Monatsgedicht: „unter dem stein die pumpe“ von Ingritt Sachse

Kategorien: Projekt Monatsgedichte — Tags: — Michaela Didyk

Dreimal ausgewählt von jeweils verschiedenen Juror/innen –  das spricht für die Autorin: Ingritt Sachse hat die Monatsgedichte mehr zu ihren Favoriten gemacht als umgekehrt. Ihre Version eines Paradiesgartens beschließt nun den ersten Zyklus der 13 Monatsgedichte, die im vergangenen September starteten.

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Quelle: BurningWell

unter dem stein die pumpe
springt der bach hell
über die kiesel silber
rispen auf hohen halmen
schaukeln leise im wind die
seerosen aus dem garten
center die goldigen
fische im teich nebenan
so ein räuber
hat schon der reiher die
gehören doch uns

© Ingritt Sachse

Juror war in dieser Runde Klaus Seufer-Wasserthal, Leiter der renommierten Rupertus Buchhandlung und Mitbegründer des Salzburger Literaturfestes.

Klaus Seufer-Wasserthal kommt zu folgendem Urteil

Paradise lost?
Unser Garten(teich) ist unser Paradies.
Paradies wo? Paradies wie? Gibt es dieses?
Die Natur scheint bezwungen, doch Einbrüche gibt es. Räuber? Bedrohen sie uns oder doch nur das (kleine) Paradies, das wir uns erträumen, auch schaffen?

Die Dichterin erzählt uns in diesem Gedicht auf ganz wunderbare Weise eine Geschichte von unserem kleinen Paradies (so wir denn einen Gartenteich haben). Sie bricht ironisch die reine Naturbeschreibung, pumpt Worte aus dem ökonomischen Gartenleben ins Gedicht.
Und doch ist auch diese Idylle bedroht, wir haben keine „Sicherheit“, die Natur kommt unweigerlich wieder, zu Beginn holt sie sich nur die goldigen Fische. Doch was kommt noch auf uns zu?

Ich finde, dass dieses Gedicht ganz viele Fragen aufwirft und keine Antworten sucht und doch gibt.
Wir haben keinen Anspruch auf Besitz. Wir dürfen zuschauen und betrachten, ein bisschen kommentieren, ein bisschen empört sein, aber das eigentlich Bestimmende ist was anderes!

Aufs Neue, Ingritt, einen herzlichen Glückwunsch nach Bonn! Und wer ist die Autorin? Da gibt es schon einige Information:

Ingritt Sachse | Vorstellung der Lyrikerin

Die Vita Ingritt Sachses finden Sie beim Monatsgedicht April. Was ihr das Schreiben bedeutet, lesen Sie bei „kirschrosen“ im Juli.

Und über die 13. Runde hinaus? Da ist (nicht nur) eine neue Lesung geplant. Es ist gerade auch ein Buch im Erscheinen. Bis dieses im Januar auf dem Markt ist, können Sie weitere Texte von Ingritt Sachse auf der Website der Autorin lesen und hören.

Nachtrag: Von Ingritt Sachse ist inzwischen nicht nur der Gedichtband „in schattengängen streut licht“ erschienen, sondern die Lyrikerin hat mit „vergessene landstriche die wir begehen“ auch einen Band voller Traumgedichte veröffentlicht.